Die Trojaner-These geht davon aus, dass Lernkulturveränderungen bei der digitalen Ausstattung mitunter gar nicht angedacht sind, sich aber unweigerlich ergeben. So würde sich rasch zeigen, dass persönliche Tablets oder Notebooks bei Frontalunterricht eher störend als hilfreich seien.

Zwar beabsichtigen die InitiatorInnen eines Digitalisierungsprojekts in der Schule eventuell nur einen technologischen Wandel - die Geräte allerdings werden einen Lernkulturwandel erzwingen (weil sich z.B. zeigt, dass bei Frontalunterricht die beschaffte 1:1-Ausstattung eher stört als hilft)

Eine optimistische Metapher sieht in den digitalen Medien ein Trojanisches Pferd. Die Grundannahme hinter der Metapher sieht so aus: Digitale Medien werden aus unterschiedlichen Gründen in die Schule gebracht. Aber wenn sie erst einmal in dem sonst gut abgeschirmten Ort angekommen sind, entspringen aus ihrem Inneren kleine Soldaten in Form von Wikis und Blogs, Wikipedia und Geocaching.

Die Trojanerthese erfordert eine nicht für alle offen sichtbare Absicht - oder anders formuliert: Nicht jede Absicht, überfachliche Kompetenzen zu fördern ist Ausdruck der Trojaner-These.

Im Gegensatz zur Katalysator-These wird bei der Trojaner-These durchaus gesehen, dass in einem ersten Schritt nur ein technologischer Wandel stattfinden könnte -es wird aber ähnlich wie be ider Katalysator-These darauf vertraut, dass die digitalen Werkzeuge und Medien danach ihr lernkulturverändernde Wirkung entfalten werden.

Katalysator-These und Trojaner-These bewirken letztendlich beide das Gleiche: Eine Änderung der Lernkultur. Meine Definitionen der beiden Begriffe unterscheiden sich bezüglich der Absicht, die bei der Beschaffung digitaler Infrastruktur vorhanden war.

• Bei der Katalysator-These ist die Veränderung der Lernkultur geplante Absicht - Digitale Infrastruktur wird zur Verfügung gestellt, damit sich die Lernkultur hin zu einer konstruktivistischeren Auffassung bewegt.
• Bei der Trojaner-These bezwecken die Initiant:innen der digitalen Infrastruktur eigentlich keine Veränderung der Lernkultur, diese trifft dann aber ein, weil die digitale Infrastruktur unwiderstehlich nach konstruktivistischen Unterrichtssettings verlangt oder deren Vorteile aufzeigt.