
Nachfolgend wird eine Theorie geschildert, die in einfacher Weise die Erklärung einer Fülle
komplizierter Verhaltensweisen und anderer psychischer Phänomene gestattet. Einfach ist die
Theorie in mehrerlei Hinsicht: Erstens gibt es nur ein einziges Grundelement der
Informationsverarbeitung, nämlich das (theoretische) Neuron. Alle Arten von Speicherungen und
alle Arten von Gedächtnisprozessen werden neuronal realisiert. Zweitens gibt es nur ein einziges
“Gedächtnisformat”, d.h. nur eine Form, in der sich Neuronen zu größeren Gebilden
zusammenschließen können, um z.B. sensorische Schemata oder Verhaltensprogramme zu bilden.
Drittens gibt es keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Gedächtnisinstanzen, also keine
Unterscheidung von Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis, episodischem oder konzeptuellem
Gedächtnis oder einem Arbeitsgedächtnis. Das heisst allerdings nicht, dass das Gedächtnis die
Funktionen der aufgezählten Instanzen nicht wahrnehmen kann; man kann die verschiedenen
Gedächtnisinstanzen vielmehr als ephemere Phasen eines einheitlichen Gedächtnissystems
auffassen. Viertens gibt es nur wenige und sehr einfache Prozesse, die über dem Gedächtnis
arbeiten und ‘Denken’ und generell organisiertes Verhalten hervorbringen. Diese einfachen
Prozesse können allerdings in sehr vielfältiger Weise moduliert und kombiniert werden, so dass
sehr komplexe Verhaltensweisen modelliert werden können. — Die Theorie erklärt zielgerichtetes
Verhalten genau so gut wie viele verschiedene Formen emotional modulierten Verhaltens, wie z.B.
das Verhalten bei Angst, Panik oder Stress. Weiterhin können Persönlichkeitsunterschiede
aufgrund der Theorie dargestellt werden. Die Erklärung sozialer Phänomene ist im Rahmen der
Theorie ebenfalls möglich.