«Das mag ja sein, aber weshalb bereits in der Primarschule?», bohrt Edwin nach. – «Gerade für Elisa als Mädchen ist es wichtig, sich mit Informatik in einem Alter auseinanderzusetzen, in welchem sie noch nicht glaubt, das sei nur etwas für Knaben.

Dass Kinder das alles bislang nicht in der Schule lernen, findet Dorothee Bär, designierte Staatsministerin für Digitalisierung, untragbar. Das Programmieren, sagte sie Anfang der Woche, gehöre unbedingt in die Lehrpläne der Grundschule. Es sei genauso wichtig wie Lesen und Schreiben. Sie fordert, dass Tablets im Klassenzimmer zur Norm werden, dass die Digitalisierung, die überall im Alltag Einzug gefunden hat, ihn endlich auch in die Schule findet.

Das klassische Programmieren setzt eine hohe analytische Strukturierfähigkeit voraus, was in der Primarschule nicht vorausgesetzt werden kann. Es muss mit anschaulichen Mitteln gearbeitet werden und darf nicht zu sehr ins Abstrakte abgleiten. Meiner Meinung nach sind naturwissenschaftliche und technische Fächer deshalb etwas ins Hintertreffen geraten, weil man sie zu formelhaft betrieben hat. Die Kinder müssen in ihrer Erlebniswelt abgeholt werden, wenn ihr Interesse nachhaltig geweckt werden soll.

Doch können Grundschüler wirklich schon programmieren lernen? Ja, sogar schon in der ersten Klasse, glaubt Ave Lauringson. Der Programmierunterricht in Estland soll gleich nach der Einschulung losgehen. Möglich machen das spezielle Programmierumgebungen für Kinder. Dabei wird nicht wie in einer klassischen Programmiersprache Zeile für Zeile ein komplizierter Code aus Text und Zahlen aufgeschrieben, sondern die Kinder ziehen einfache Befehle als farbliche Blöcke in ein Feld. Wenn man alles richtig zusammengebaut hat, läuft auf dem Bildschirm zum Beispiel eine Katze einer Maus hinterher. So lernen Kinder, wie Programme aufgebaut sind und dass der Computer kein magisches Gerät mit einem mysteriösen Eigenleben ist, sondern eine Maschine, die man dressieren kann.