Zusammenfassungen
Drei technische Megatrends bestimmten die Nullerjahre: das iPhone, hyperviralisierte Social-Media-Plattformen und die Selfie-Kultur. Das Ergebnis: Eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen verwandte mehrere Stunden am Tag darauf, um durch die Beiträge von Influencer:innen und Jugendlichen zu scrollen, statt mit anderen Menschen zu spielen, zu sprechen oder Blickkontakt aufzunehmen. Die Mitglieder der Generation Z wurden damit zu Testpersonen für das Aufwachsen in einer durch die Sozialen Medien radikal umgestalteten Umgebung. Was sind die Folgen dieses Experiments, und wie können wir ihnen begegnen? Diesen Fragen widmet sich Jonathan Haidt in «Generation Angst». Sein Buch richtet sich an alle, die verstehen wollen, wie die schnellste und allumfassendste Neuverdrahtung menschlicher Beziehungen es uns allen erschwert, klar zu denken, uns zu konzentrieren, uns um andere zu kümmern und enge Bindungen einzugehen. Es ist auch ein Buch darüber, wie wir ein menschliches Leben für unsere Kinder und für die Menschheit zurückgewinnen können.
There are four reforms that are so important, and in which I have such a high degree of confidence, that I’m going to call them foundational. They would provide a foundation for healthier childhood in the digital age. They are:
- No smartphones before high school. Parents should delay children’s entry into round-the-clock internet access by giving only basic phones (phones with limited apps and no internet browser) before ninth grade (roughly age 14).
- No social media before 16.Let kids get through the most vulnerable period of brain development before connecting them to a firehose of social comparison and algorithmically chosen influencers.
- Phone-free schools. In all schools from elementary through high school, students should store their phones, smartwatches, and any other personal devices that can send or receive texts in phone lockers or locked pouches during the school day. That is the only way to free up their attention for each other and for their teachers.
- Far more unsupervised play and childhood independence. That’s the way children naturally develop social skills, overcome anxiety, and become self-governing young adults.
Drei technologische und mediale Megatrends bestimmten die frühen 2010er-Jahre: Smartphones, Social-Media-Plattformen und die Selfie-Kultur. Das Ergebnis: Eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen verwendete mehrere Stunden am Tag darauf, durch die Beiträge von Influencer:innen und mehr oder weniger fremden Nutzer:innen zu scrollen, statt sich mit Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld auseinanderzusetzen, mit ihnen zu spielen, zu sprechen oder auch nur Blickkontakt aufzunehmen. Die Mitglieder der Generation Z, die als Erste ihre Pubertät mit den neuen Medien in der Tasche durchlebten, wurden so zu Testpersonen für das Aufwachsen in einer radikal umgestalteten, zunehmend digitalen Umgebung.
Die Folgen dieses Experiments waren, wie Jonathan Haidt auf Grundlage umfangreichen Datenmaterials zeigt, katastrophal – und sie betreffen auch die heute Heranwachsenden. Die schnellste und allumfassendste Neuverdrahtung menschlicher Beziehungen führte dazu, dass sich die mentale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen rapide und dauerhaft verschlechtert hat. Dieser Entwicklung müssen wir jetzt entgegentreten: Haidt erklärt, was Regierungen, Schulen und Eltern tun können, um Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.
After more than a decade of stability or improvement, the mental health of adolescents plunged in the early 2010s. Rates of depression, anxiety, self-harm, and suicide rose sharply, more than doubling on many measures. Why?
In The Anxious Generation, social psychologist Jonathan Haidt lays out the facts about the epidemic of teen mental illness that hit many countries at the same time. He then investigates the nature of childhood, including why children need play and independent exploration to mature into competent, thriving adults. Haidt shows how the “play-based childhood” began to decline in the 1980s, and how it was finally wiped out by the arrival of the “phone-based childhood” in the early 2010s. He presents more than a dozen mechanisms by which this “great rewiring of childhood” has interfered with children’s social and neurological development, covering everything from sleep deprivation to attention fragmentation, addiction, loneliness, social contagion, social comparison, and perfectionism. He explains why social media damages girls more than boys and why boys have been withdrawing from the real world into the virtual world, with disastrous consequences for themselves, their families, and their societies.
Most important, Haidt issues a clear call to action. He diagnoses the “collective action problems” that trap us, and then proposes four simple rules that might set us free. He describes steps that parents, teachers, schools, tech companies, and governments can take to end the epidemic of mental illness and restore a more humane childhood.
Haidt has spent his career speaking truth backed by data in the most difficult landscapes—communities polarized by politics and religion, campuses battling culture wars, and now the public health emergency faced by Gen Z. We cannot afford to ignore his findings about protecting our children—and ourselves—from the psychological damage of a phone-based life
Bemerkungen zu diesem Buch
Candice L. Odgers geht in der Fachzeitschrift «Nature» noch einen Schritt weiter und verneint rundweg, dass soziale Medien für die Epidemie psychischer Erkrankungen von Jugendlichen verantwortlich gemacht werden können.
Ich kann vielem nicht zustimmen,
was Haidt schreibt. Einer seiner Kernpunkte
ist etwa, die Geburtsstunde der Smartphone-
basierten Kindheit habe die spielbasierte
Kindheit beendet. Das ist falsch. Unsere Studien
zeigen etwas anderes. Natürlich haben Smartphones
sehr stark an Bedeutung zugenommen.
Aber es ist überhaupt nicht so, dass Kinder und
Jugendliche deshalb aufhören, zu spielen oder
miteinander zu kommunizieren.
Ich finde es problematisch, wenn der Autor als erstes die Geschichte eines Knaben erzählt, der während der Corona-Pandemie eine Gamekonsole erhält und in der Folge depressiv, lustlos und ärgerlich wird und diese Episode als Beispiel des schlechten Einflusses von Computerspielen genommen wird. Als ob nicht vielleicht eine weltweite Epidemie mit Schulschliessungen, Verlust von realen Begegnungen ausserhalb der Familie, Arbeitslosigkeit etc. ebenfalls eine Rolle spielen könnte beim Verhalten eines Jugendlichen!4. Viele Jugendliche profitieren von sozialen Medien. Hunderte Studien zeigen: Viele Kinder und Jugendliche profitieren in der Summe von sozialen Medien, etwa indem sie Kontakte mit Gleichaltrigen oder Familienmitgliedern vertiefen oder Freude am kreativen Umgang mit Medien entwickeln. Für andere hingegen stehen negative Prozesse wie etwa soziale Vergleiche im Vordergrund. Hass und Hetze im Netz sowie Cyberbullying/Cybermobbing stellen eine Gefahr für die psychische Gesundheit dar. Beide Aspekte – positive wie negative – sind gleichermaßen gut belegt.
Doch allzu oft sind Verbote einfach die simpelste Lösung. Sie bekämpfen Symptome, um den tiefer liegenden Ursachen von Problemen aus dem Weg zu gehen. Die Epidemie psychischer Erkrankungen unter Jugendlichen dürfte mit solchen Rezepten jedenfalls kaum überwunden werden.
1. Die Ausgangslage ist USA-spezifisch. Die von Haidt konstatierte drastische Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Social Media und Co. werden global intensiv genutzt, doch die Trends im Hinblick auf die psychische Gesundheit sind weltweit sehr unterschiedlich: So lassen sich die von Haidt identifizierten Trends aus den USA nicht ohne Weiteres auf andere Weltregionen übertragen. Auch in Deutschland stellt der hohe Stand an psychischen Erkrankungen insbesondere nach der Coronazeit eine gesellschaftliche Herausforderung dar. Für Deutschland ist aber auch festzuhalten, dass Suizide bei Kindern und Jugendlichen seit den 1980er Jahren erfreulicherweise sehr viel seltener geworden sind, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen.
2. Digitale Medien dienen als Sündenbock. Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hängt von zahlreichen Faktoren und deren komplexem Zusammenspiel ab. Digitale Medien als hauptsächliche kausale Ursache für die psychischen Probleme von Kindern und Jugendlichen anzuführen, vernachlässigt die Wichtigkeit anderer Einflussgrößen – wie etwa die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, die gesamtwirtschaftliche Lage, den Klimawandel oder politische Polarisierung. Auch im Hinblick auf die US-amerikanische Gesellschaft, auf die sich Haidt fokussiert, liegt die Vermutung nahe, dass andere Faktoren eine wichtige Rolle für die beobachtete Verschlechterung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen spielen. Dazu zählen ein ineffektives Gesundheitssystem und die Opioid-Krise, die die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ebenfalls massiv beeinträchtigt.
3. Haidts wissenschaftliche Begründung ist mangelhaft. In seinem Buch pickt sich der Autor selektiv diejenigen empirischen Befunde zum Einfluss digitaler Medien auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen heraus, die seine These stützen. Den kompletten wissenschaftlichen Sachstand gibt er nicht ausgewogen wieder. Verschiedene quantitative Zusammenfassungen der Forschungslage zeigen: Die Zusammenhänge zwischen Social-Media-Nutzung und Indikatoren von Wohlbefinden sind sehr klein, sowohl bei Studien mit nur einem Messzeitpunkt als auch bei Studien, die über längere Zeiträume Daten erfassen. Man kann ferner beobachten: Je aufwändiger und besser die Methodik der jeweiligen wissenschaftlichen Studien ist, desto kleiner fallen die Zusammenhänge aus. Für die Annahme, dass Social-Media-Nutzung die Ursache für eine schlechtere psychische Gesundheit eines größeren Teils der Kinder und Jugendlichen darstellt, finden sich in meisten Studien keine Belege.
Kapitel 
- 1. The Surge of Suffering
- 2. What hildren need to do in Childhood
- 3. Discover Mode and the Need for Risky Play
- 4. Puberty and the Blocked Transition to Adulthood
- 5. The Four foundational harms - Social Deprivation, Sleep Deprivation, Attention Fragmentation, and Addiction
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![]() Nicht erwähnte Begriffe | Babyboomer, Bewusstsein, Bildung, Daten, Demokratie, Digitalisierung, Ein Notebook pro StudentIn (ENpS), Gedächtnis, Google, Hormon, Internet in der Schule, Kindergarten, Mobiltelefone in der Schule, Mutter, Negative Rückkoppelung, Nervensystem, Notebooks an Schulen, Positive Rückkoppelung / Teufelskreis, Primarschule (1-6) / Grundschule (1-4), Schweiz, social-media-Verbot für Jugendliche unter 16 in Australien, Twitter, Unterricht, WhatsApp, Wirtschaft, WWW (World Wide Web) |
Tagcloud
Vorträge von Beat mit Bezug
Erwähnungen auf anderen Websites im Umfeld von Beat Döbeli Honegger
| Website | Webseite | Datum |
|---|---|---|
| Argumente gegen das Digitale in der Schule | Jonathan Haidt: The Anxious Generation / Generation Angst | 16.04.2024 |
Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
Zeitleiste
21 Erwähnungen 
- The great rewiring, unplugged - Is social media really behind an epidemic of teenage mental illness? (Candice L. Odgers) (2024)
- «Handys verändern die Gehirne der Kinder» (Jonathan Haidt, Rolf Dobelli) (2024)
- Smartphonefreie Schulen würden jungen Menschen helfen (Michèle Binswanger) (2024)
- «Ein riesiges Experiment» (Lisa Hegemann) (2024)
- Emotionen in Endlosschlaufe - Generation Angst? (Franziska Meister) (2024)
- The impact of generative artificial intelligence on socioeconomic inequalities and policymaking (Valerio Capraro, Austin Lentsch, Daron Acemoglu, Selin Akgun, Aisel Akhmedova, Ennio Bilancini, Jean-François Bonnefon, Pablo Brañas-Garza, Luigi Butera, Karen Douglas, Jim Everett, Gerd Gigerenzer, Christine Greenhow, Daniel Hashimoto, Julianne Holt-Lunstad, Jolanda Jetten, Simon Johnson, Werner Kunz, Chiara Longoni, Pete Lunn, Simone Natale, Stefanie Paluch, Iyad Rahwan, Neil Selwyn, Vivek Singh, Siddharth Suri, Jennifer Sutcliffe, Joe Tomlinson, Sander van der Linden, Paul Van Lange, Friederike Wall, Jay Van Bavel, Riccardo Viale) (2024)
- Generation Angst: Machen soziale Medien die Jugend psychisch krank? (Markus Appel, Silvana Weber, Fabian Hutmacher) (2024)
- «Wir haben Kinder fragiler gemacht» (Jonathan Haidt, Lukas Leuzinger) (2024)
- «Ab dem Tag, an dem Sie Ihrem Kind ein Handy schenken, blockiert es fast alles andere» (Jonathan Haidt, Michèle Binswanger) (2024)
- Das Problem mit »Generation von Angst« von Jonathan Haidt (Philippe Wampfler) (2024)
- Smartphone / Smartwatch-Regelungen an Schulen (LCH Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer) (2024)
- Macht das Handy gar nicht süchtig? (Daniel Süss, Eva Mell) (2024)
- Mehr als 0 und 1 bitte! (Beat Döbeli Honegger) (2024)
- «Kinder müssen lernen, damit umzugehen» (Edgar Schuler) (2024)
- «Besonders die Mädchen leiden» (Christian Montag, Maximilian Probst) (2024)
- The Sirens' Call - How Attention Became the World's Most Endangered Resource (Chris Hayes) (2025)
- Abstractions (Peter Denning) (2025)
- Smartphone-Nutzung an Schulen - Orientierungspapier (Forum Bildung Digitalisierung, Annette Kuhn, Holger Schleper) (2025)
- Wie sich ein Smartphone-Verbot an den Schulen durchsetzt (Jacqueline Büchi) (2025)
- Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen - Diskussion Nr. 40, Halle (Saale): Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. (Julia Brailovskaia, Johannes Buchmann, Ralph Hertwig, Thomas Metzinger, Christian Montag, Ahmad-Reza Sadeghi, Silvia Schneider, Indra Spiecker gen. Döhmann, Annie Waldherr) (2025)
- Wir Fänger im Roggen (Lisa Hegemann) (2025)
Co-zitierte Bücher

Was Jugendliche heute wirklich bewegt
iGen
Why Today's Super-connected Kids Are Growing Up Less Rebellious, More Tolerant, Less Happy-- and Completely Unprepared for Adulthood
(Jean M. Twenge) (2018)

Volltext dieses Dokuments
![]() | The Anxious Generation: Gesamtes Buch als englischer Volltext ( : 16341 kByte) |
![]() | The Anxious Generation: Gesamtes Buch als Volltext ( : 3776 kByte) |
Bibliographisches 
| Titel | Format | Bez. | Aufl. | Jahr | ISBN | ||||||
| Generation Angst | D | - | - | 0 | 2024 | 3644046913 | ![]() |
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| The Anxious Generation | E | - | - | 0 | 2024 | - | ![]() | ![]() |
Beat und dieses Buch
Beat hat dieses Buch während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. (das er aber aus Urheberrechtsgründen nicht einfach weitergeben darf). Aufgrund der vielen Verknüpfungen im Biblionetz scheint er sich intensiver damit befasst zu haben. Beat hat dieses Buch auch schon in Vorträgen erwähnt.

Aggression
Algorithmus
Aufmerksamkeit / Fokus
Belohnung
Computer
Computerspiele
delay of gratification
Depression
Dopamin
Eltern
E-Mail
Emotionen
Epidemie
facebook
Familie
Fortnite
Freiheit
Gehirn
Generation X
Generation Y / Millenials
Generation Z / iGen
Generationen
Gesellschaft
Hausaufgaben
influencer
Instagram
Internet
iPhone
Kinder
Klimawandel
Knaben
LehrerIn
Lernen
Mädchen
Mobiltelefon
Neuron
Notebook
phubbing
Politik
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