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Beats Biblionetz - Aussagen

Kinder benötigen reale und nicht virtuelle Erfahrungen children need real and not virtual experiences

iconBiblioMap Dies ist der Versuch, gewisse Zusammenhänge im Biblionetz graphisch darzustellen. Könnte noch besser werden, aber immerhin ein Anfang!

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iconDefinitionen

Anton ReiterMedienkritiker wie beispielsweise Hartmut von Hentig und Clifford Stoll beklagen den Verlust der Primärerfahrungen bei Kindern im Informationszeitalter und warnen vor Ersatzmedienwelten - Kinder sollten die Welt lieber mit Händen und Füßen und der Vorstellungskraft erforschen und nicht mit dem Computer.
Von Anton Reiter im Buch 20 Jahre Schulinformatik in Österreich (2005)

iconBemerkungen

Eine Virtualisierung der Lebenswelt im Sinne einer Smartphone-Kindheit führt zu einer sensorischen, sozialen und kognitiven Depravation.
Von Matthias Burchardt im Text Beantwortung der Fragen zum Thema Digitalisierung der Enquetekommission «Kein Kind zurücklassen» (2016)
Manfred SpitzerEin Kind sollte seine Umwelt nicht zuerst über Tablet und Smartphone ansehen, sondern sie selbst begreifen, fühlen, erleben und handeln.
Von Manfred Spitzer im Text Der Compi macht dumm
Jerome S. BrunerNor does it seem likely that machines will have the effect of dehumanizing learning any more than books dehumanize learning. A books dehumanize learning.
Von Jerome S. Bruner im Buch The Process of Education (1960)
Die Droge im WohnzimmerDas Bedürfnis des kleinen Kindes nach geistiger Anregung wird weitaus besser befriedigt, wenn es durch Anfassen und Handhaben, kurz durch eigenes Tun statt durch bloßes passives Zuschauen lernen kann.
Von Marie Winn im Buch Die Droge im Wohnzimmer im Text Fernsehen als Lebensform (1977) auf Seite  21
Stoll stellt [...] zwei Extreme gegenüber und sagt: Beobachten ist wichtig, also ist das Internet nicht tauglich. Auch ich bin ein Verfechter authentischer Erlebnisse. Aber niemandem käme es in den Sinn, zu sagen, Bücher seien für Schulanfänger nicht tauglich.
Von Peter Bucher, erfasst im Biblionetz am 10.03.2001
Thomas FeibelWarum, fragen ausgemachte Computergegner, soll sich ein Kind einen Bauernhof auf CD-ROM ansehen? Ein Besuch auf einem richtigen Bauernhof sei viel schöner und interessanter. Das stimmt. Aber warum nicht beides? Keine Software der Welt möchte irgendetwas ersetzen.
Von Thomas Feibel Personenreihenfolge alphabetisch und evtl. nicht korrekt im Buch Was macht der Computer mit dem Kind? (2002) im Text Computer-Kids wollen Eltern
Manfred SpitzerIm Grunde ist es einfach: In der Kindheit und Jugend sollte die Freizeit nicht mit digitalen Medien gestaltet werden. Kinder gehören raus in die Natur, zum Sport. Sie lernen Musik nicht mit einer App, sondern, indem sie ein Instrument in die Hand nehmen oder auf Kochtöpfen trommeln.
Von Manfred Spitzer im Text «Maximale Verdummung von Kindern» (2015)
Hartmut von HentigIn einer Welt, in der ursprüngliche Erfahrung immer knapper wird, in einer Welt, in der es gilt, den Menschen gegen das überwältigende Aggregat der Sachen zu ermutigen, in einer Gehäusewelt, die sich nicht mehr selbst erklärt, hole ich [den Computer] nicht ohne Not ins Klassenzimmer.
Von Hartmut von Hentig im Buch Der technischen Zivilisation gewachsen bleiben (2002) im Text Unvernünftige Erwartungen auf Seite  149
Clifford StollComputer liefern im Überfluss abstrakte Symbole, aber sie vermitteln nur dürftige Erfahrungen. Brauchen unsere Kinder noch mehr Icons, Markenzeichen und ausgefeilte Schrifttypen - oder sollten sie mehr klettern, herumrennen oder herausfinden, wie man miteinander gut auskommen kann?
Von Clifford Stoll im Buch LogOut (1999) im Text Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben auf Seite  79
Manfred SpitzerWie jeder weiß, sind die Jahre zwischen dreiders formend. Hier brauchen sie Bestätigungserlebnisse und vor allem den Kontakt mit Gleichaltrigen, um ihre Stellung in der Gemeinschaft zu finden. Hierzu Bedarfes realer Kontakte, nicht der Begegnung mit abzuschießenden Monstern aus dem All im virtuellen Raum.
Von Manfred Spitzer im Buch Digitale Demenz (2012) im Text Schlaflosigkeit, Depression, Sucht & körperliche Folgen auf Seite  263
Wenn die Kinder und Jugendlichen die Welt nur noch hauptsächlich digital vermittelt erfahren, reduziert auf 2 bis 3 Sinne, zurückgespiegelt von Google, mit Werbung auf ihr Proil zugeschnitten bereits im Kindergarten- und Grundschulalter, stellt sich die Frage: Welches kritische Umweltbewusstsein kann da noch entstehen?
Von Peter Hensinger im Text Gefangen im Netz (2014)
Ingo LeipnerThomas Fischer, Kinderpsychologe, stellt dazu fest, es sei viel einfacher, »ein Kind vor die Flimmerkiste zu setzen, als mit ihm draußen im Wald spazieren zu gehen, wo man einen Tannenzapfen aufheben und fortwerfen kann«. Virtualität statt Realität – so macht das Kind weniger echte Erfahrungen in der physischen Welt, die entscheidend für seine kognitive Entwicklung sind.
Von Ingo Leipner im Buch Digitale Medien und Unterricht: Eine Kontroverse (2019) im Text Crossmediale Angriffe auf Kinder - die dunkle Seite des Marketings
ComputerkinderWie beim Fernsehen so gilt auch beim Computer: Die Zeit, die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, spielen sie nicht und setzen sich nicht mit natürlichen Bewegungen und der natürlichen Umwelt auseinander. Und das ist nicht nur ein Verlust an Erfahrungszeit, es engt durch die Gewöhnung an Erfahrungsmomente aus zweiter Hand die primären Erlebnismöglichkeiten im Hinblick auf ihre Interpretationsoffenheit ein.
Von C. Eurich im Buch Computerkinder (1985) im Text «The kids can't wait» auf Seite  73
Wenn Kinder am Bildschirm sind, zieht das reale Leben an ihnen vorbei. Sie lernen nicht, sich mit Lehrern, Eltern, Geschwistern und Mitschülern auseinanderzusetzen. Wir Erwachsenen konnten als Kinder viele wichtige Eigenschaften lernen, etwa den Umgang mit Enttäuschungen, Frust und Konflikte aushalten, selbstständiges Denken und Durchhaltevermögen. In der heutigen digitalisierten Welt lernen die Kinder das nur sehr bedingt.
Von Margarita Louis-Dreyfus im Text «Ich will meine Kinder vor der digitalen Gehirnwäsche schützen» (2024)
Die beste Vorbereitung wird durch die intensive Begegnung des kleinen Kindes mit der nichtmedialen Wirklichkeit erreicht, also mit der handgreiflichen Realität, die zu tasten, zu sehen, zu riechen und zu schmecken ist. Hier kann sich das Kind mit allen seinen Sinnen und seinen motorischen Fähigkeiten Primärerfahrungen verschaffen, die durch nichts zu ersetzen sind. Echte Medienkompetenz beginnt mit Medienabstinenz. Das erscheint heute noch paradox, wird aber z. B. durch die Hirnforschung vollauf bestätigt.
Von Rainer Patzlaff, Eva Maria Berg, Ivan Momsen im Text Interview mit Prof. Dr. Rainer Patzlaff
Matthias W. ZehnderSicher: Wenn die Kinder erwachsen sind, werden sie am Computer sitzen und mit der Tastatur schreiben müssen. Das ist aber noch kein Grund, sie im Kindergarten schon an den PC zu setzen, statt sie mit ihren Händen und Fingern Bilder malen zu lassen. Im Gegenteil: Die Welt ist voller Computer, Kinder kriegen das nebenbei problemlos mit. Die Schule sollte sich viel mehr um die Welterfahrung der Kinder sorgen. Denn Frösche und Lehm, den Balzruf des Rotkehlchens und das Klopfen eines Spechts, das kriegen viele Kinder nicht mehr mit.
Von Matthias W. Zehnder im Text Schulen: Weg vom Netz? (2006)
Gesund aufwachsen in der digitalen MedienweltIn der analogen Welt jedoch haben die Kinder ihre leiblichen und seelischen Entwicklungsschritte zu vollbringen: Dazu gehört die Sprachentwicklung, die Ausbildung der Grob- und Feinmotorik, die Schärfung aller Sinne, das Erproben und Erkunden von Dingen und Vorgängen in der analogen Welt, das Lernen von Regeln im sozialen Miteinander und vieles mehr. Generell gilt daher: Mediennutzung wird schnell zum Problem, wenn ein Kind nicht mehr genügend Zeit für seine biologisch notwendigen Entwicklungsschritte in der analogen Welt hat.
Von Autorenkollektiv diagnose:media im Buch Gesund aufwachsen in der digitalen Medienwelt (2018) auf Seite  17
«Der Computer darf natürlich nie die reale Erfahrung ersetzen», ist [Steve] Bass überzeugt. «Erstklässler müssen zum Beispiel Batzen anfassen können. Später, um die Hohlmasse zu lernen, müssen sie mit Wasser und Gefässen experimentieren.» Die vielen Arbeitsblätter hingegen, die ein Kind im Laufe seiner Schulzeit lösen muss, können laut Bass oft durch spannendere Übungen am Computer oder Tablet ersetzt werden. Die Vielfalt der Arbeitsmittel hält der ausgebildete Lehrer gleichwohl hoch. «Elektronische Geräte sollen immer nur als Ergänzung im Unterricht eingesetzt werden.»
Von Anna Bérard im Text Tablets erobern die Schulzimmer (2012)
Digitale Medien und Unterricht: Eine KontroverseFür die gesunde frühkindliche Entwicklung ist daher alles auszuschließen, was diese Entwicklung stört. Sitzt das Kind zwei Stunden vor einem TV-Gerät oder spielt es zwei Stunden ein Computerspiel, dann sind es eben zwei Stunden, in denen das Kind kaum oder gar nicht selbst aktiv ist. Es sitzt still auf einer Couch oder einem Stuhl, es sind im Wesentlichen nur Auge und Ohr angesprochen, die Motorik des Kindes ist praktisch stillgelegt. Zwei Stunden Bildschirmkonsum sind – egal was inhaltlich gesehen wird – zwei Stunden, die für die Entwicklung der Sensomotorik des Kindes verlorene Zeit sind.
Von Edwin Hübner im Buch Digitale Medien und Unterricht: Eine Kontroverse (2019) im Text Entwicklungsorientierte Medienpädagogik im Zeitalter der verschwindenden Schrift
Manfred SpitzerWie das Fernsehen auch liefern Computer eine flache, verarmte Realität, insbesondere dann, wenn der Benutzer die wirkliche Realität noch nicht kennt und sie beim Betrachten eines Bildschirms also noch nicht ergänzen kann. Damit sind Computer für die ganz Kleinen besonders schädlich. Computer trainieren ebenso wenig das, was man in der Schule brauchen kann, weswegen sie auch in der Schule nicht angebracht sind. Dass Kinder und Jugendliche dann später von den Bildschirmen vor allem Gewalt lernen, wurde sehr ausführlich diskutiert. Aus all dem folgt: Wer glaubt, er tue seinen Kindern mit einem Computer etwas Gutes, der denke noch einmal genau nach.
Von Manfred Spitzer im Buch Vorsicht Bildschirm! (2005) im Text Computer- und Videospiele auf Seite  240
Manfred SpitzerWer also gerade erst dabei ist, sich die Welt anzueignen, der sollte sich unbedingt der realen Welt zuwenden. Wenn ich Sachverhalte am Computer lerne, werden sie m meinem Gehirn schwächer repräsentiert als bei handelndem Umgang. Wir wisgekoppelt ist. Mentale Schnelligkeit deutet auf einen hohen Intelligenzquotienten. Man kann sogar Reaktionszeit-Unterschiede in IQ-Punkte umrechnen. Würde man dies mit den hier vorgestellten Daten tun, so ergäbe sich ein sehr großer Unterschied (in der Größenordnung: Einstein versus Idiot — ich übertreibe nicht!). Somit führt die digitale Welterschließune nachweislich zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Gehirnbildüng, und was dies für den geistigen Abstieg bedeutet, wurde bereits dargelegt.
Von Manfred Spitzer im Buch Digitale Demenz (2012) im Text Laptops im Kindergarten? auf Seite  180
Deutschland verdummtJe früher Kinder mit Smartphones, Tablets und Computern konfrontiert werden, desto autistoider werden sie; von den narzisstischen und egomanischen Verhaltensweisen eines Kleinkindes kommen sie dann nicht los. Sie werden nicht nur von Bewegung, direkten Erfahrungen und direkter Kommunikation abgehalten, sie werden auch in ihrem Kleinkind-Weltbild bestätigt: Ich wische, also passiert etwas. Die Vorstellung, dass das Internet auch schon kleine Kinder fördern könnte, ist völlig falsch. Ganz im Gegenteil: Es sorgt für permanente Lustbefriedigung. Nicht entwickelte Kinder und Jugendliche werden in ihrer Kleinkind-Vorstellung bestätigt, dass sie sich jederzeit bedienen und alles steuern können. Gleichzeitig werden sie durch die Reizüberflutung völlig überfordert und rutschen in eine Parallelwelt ab.
Von Michael Winterhoff im Buch Deutschland verdummt (2019)
Deutschland verdummtWas mir als Kinder- und Jugendpsychiater besonders wichtig ist: Kindergärten und Grundschulen müssen digitalfreie Oasen sein; wir müssen Kinder bis zum zehnten Lebensjahr möglichst umfassend vor Digitalisierung schützen, statt sie auch noch willentlich hineinzustoßen. Man muss leider davon ausgehen, dass die meisten Eltern selbst Kleinkinder grenzenlos ins Internet lassen, statt sie erleben zu lassen, was Moos ist, was Wald ist, wie das riecht, wie sich das anfühlt. Die Kinder basteln zuhause nicht und haben dort keinen Zugang zu Musik. Umso wichtiger ist es, dass ihnen diese und viele andere Erfahrungen im Rahmen von Kindergarten und Grundschule angeboten werden. Denn bevor Kinder vor Bildschirme gesetzt werden, müssen sie erst einmal in der realen Welt ankommen und sie mit Händen und Füßen entdecken, begreifen und erobern dürfen.
Von Michael Winterhoff im Buch Deutschland verdummt (2019)
Papst Johannes XXIII. hat mal gefordert: "Macht die Fenster auf!" Was Kinder und Jugendliche brauchen, sind Ausflüge in die wirkliche Wirklichkeit. Mein Eindruck ist, dass inzwischen die Tastatur oder der Schirm von Smartphones und Bildschirmen das einzige Fenster nach draußen ist. Aber digitale Welten riechen nicht, um es mal auf den Punkt zu bringen. Die wirkliche Welt ist etwas völlig anderes als diese digitalen Simulationen, von denen jetzt leider als Digitalisierung in der Schule die Rede ist. Schule sollte viel mehr Kontakt mit Wirklichkeit möglich machen – und damit zukunftsfähig machen. Da geht es durchaus auch um die Frage, woher kommen die Handwerkerinnen und Handwerker, die die Energiewende bauen, also richtig was aufbauen, es betreiben und reparieren. Das ist die Herausforderung jetzt. Denn unsere Gegenwart ist die Voraussetzung für die Zukunft.
Von Harald Lesch im Text «Digitale Welten riechen nicht» (2021)
Digitale Revolution und BildungIm Grunde ist es eher absurd als plausibel, dass man umso mehr auf digitale Medien im Unterricht umstellen soll, je mehr diese den außerschulischen Raum bestimmen. Ohne Frage, die Aufgabe der Schule besteht darin, die Jugend zur Mitgestaltung der künftigen Gesellschaft zu befähigen. Aber das muss nicht heißen, radikal die Kreide durch den Computer zu ersetzen und das ABC nur noch am PC zu üben. Sonst hätte man nach der Erfindung moderner Fortbewegungsmittel auch Fluglinien zwischen Nachbardörfern einrichten müssen. Vielmehr haben jedoch, um bei den Verkehrsmitteln zu bleiben, die Auswüchse der Autogesellschaft schließlich dazu geführt, durch die Schaffung von Fahrradspuren und Fußgängerzonen frühere Bewegungsformen zu stärken. Wäre es vergleichbar dazu nicht eher geraten, den digitalen Smog in den Köpfen der Schüler zu reduzieren statt nun auch Klassenraum und Lernmaterial der Digitalisierung zu unterstellen?
Von Roberto Simanowski im Buch Digitale Revolution und Bildung (2021) im Text Kreidezeit
Stefan AufenangerAm 23.01.2015 erscheint in der Hamburger Regionalausgabe der Tageszeitung DIE WELT ein Artikel mit der Überschrift „Die Technikflut lässt Kindern die Sinne schwinden". Darin wird beklagt, Kinder würden heute nur noch vor dem Bildschirm bzw. den digitalen Geräten sitzen und hätten kaum noch Tast- und Gleichgewichtssinn. Zugleich wird Kindheit vor ein paar Jahrzehnten verherrlicht, indem wie folgt zurückgeblickt wird: „Statt Baumhütten in der Natur werden, im vor allem bei Jungen beliebten „Minecraft", virtuelle Welten gebaut. Statt mit selbst gebasteltem Pfeil und Bogen wird in sogenannten Ego-Shootern wie „Call of Duty" per Mausklick geschossen. Mädchen verbringen ihre Zeit eher mit chatten, sind immer in Kontakt - und sitzen doch allein zu Hause." Wenn das stimmt, müssten in den 1970er und 1980er Jahren die Wälder voll von Baumhütten gewesen sein und heute dürfte man Kinder kaum noch auf der Strasse oder irgendwo draussen antreffen. Nichts davon stimmt jedoch!
Von Stefan Aufenanger im Journal Medien und Kindheit (2015) im Text Wie die neuen Medien Kindheit verändern
Medien und KindheitBei einem meiner Vorträge zum Thema „Kinder und Medien" vor ungefähr 40 Erzieherinnen und zwei Erziehern in einer Fachakademie für Sozialpädagogik passierte es mir zum ersten Mal, dass Teilnehmerinnen empört den Saal verließen, nachdem ich als Gegengewicht zu den vielen Waldkindergärten, die nicht nur in den Städten wie Pilze aus dem Boden schießen, einen Medienkindergarten mit freiem WLAN gefordert hatte. Der überwiegende Rest der Zuhörerinnen und Zuhörer widersprach mir vehement: WLAN im Kindergarten, das könnten sie sich jetzt gar nicht vorstellen (wobei hier immer auch Ängste um die Gesundheit der Kinder mitschwingen). Selbst mit dem Hinweis darauf, dass die so viel genutzten Tablets ohne einen kabellosen Zugang zum Netz eigentlich nicht in ihrem ganzen Potenzial einsetzbar sind, konnte ich niemanden im Saal - bis auf die beiden Männer - für meine Idee begeistern. Das Argument, dass sogar die Stiftung Lesen in einer Untersuchung festgestellt hat, dass interaktive Kinderbuch-Apps für Tablets das Lesen durchaus befördern können, verhallte ebenfalls ungehört.
Von Klaus Lutz im Journal Medien und Kindheit im Text Sehnsuchtsort Natur oder das Verschwinden der sinnlichen Wahrnehmung (2015)
Squeak, Open Personal Computing and MultimediaI should say right away that, despite the pleasure I have had in using computers for almost 20 years, and after nearly as many years of working with computers and schoolchildren in various research settings, I mostly keep my own children (age 4 and 11) away from computers. I want my children to occupy themselves mainly with real stuff, and with virtual stuff from their own imaginations. They need many years of experience contacting the world through their senses and imaginations. I think they need to spend lots of time with older technologies and older kinds of virtuality like language, musical instruments, art supplies, magnifying glasses, books, basketballs, arithmetic, and so on. Children need to develop an inner life, the ability to visualize, imagine, and follow a chain of thought, because reading, mathematics, and other later work require not just the decoding of symbols but also the generation of inner spaces where the meaning of the symbols can take shape. Media of all kinds can disrupt a child’s ability to form her own visual images, create her own stories, and form that crucial inner world.
Von John Steinmetz im Buch Squeak, Open Personal Computing and Multimedia (2001) im Text Computers and Squeak as Environments for Learning
Heidi SchelhowePrimärerfahrungen, der körperliche und unvermittelt sinnliche Umgang mit Dingen und Menschen, sind die Basis dafür, dass wir uns angesichts der Ausbreitung der semiotischen Maschinen auf die menschlichen Stärken besinnen und sie zur Geltung bringen können. Das Implizite, das sich nur „erfahren" lässt und sich im intuitiven Wissen des Körpers ausdrücken kann, ist sogar im Umgang mit den Digitalen Medien selbst erforderlich und gefragt. Es besteht die Gefahr, dass das "stille" Wissen verloren geht, wenn uns die unvermittelte Erfahrung fehlt. Es hat daher seinen Sinn, wenn Pädagogik Unmittelbarkeit fordert, wenn Erfahrungen mit dem eigenen Körper, mit Menschen, Pflanzen, Tieren und Gegenständen, mit den materiellen und sozialen Prozessen und Produktionen, die Kinder und Jugendliche in ihrer alltäglichen "verstellten" Umwelt nicht mehr machen können, in die Schule geholt werden bzw. wenn aus der Schule heraus gezielt Orte aufgesucht werden, wo diese Erfahrungen möglich sind.
Dies ist jedoch nur die eine Seite. Problematisch wird es, wo virtuelle und materielle Welt gegeneinander gesetzt werden: hier die „gute" unmittelbare und wirkliche Erfahrung, dort das "schlechte" medienvermittelte Konsumieren. Gerade die Vermittlung des Zusammenhangs zwischen digitalen Prozessen, menschlichem Handeln und physikalischer und sozialer Realität zählt zu den wesentlichen Aufgaben, die Bildung in der Wissensgesellschaft zu erfüllen hat. In einer Welt, in der die uns umgebenden Gegenstände weitgehend konstruierte sind und in der Gesellschaftlichkeit sich über Abstraktion vermittelt, kann es nicht nur um die Ermöglichung von Primärerfahrungen gehen, sondern um die "reflektierte Erfahrung" (Dewey). Nur so können auch die symbolischen Strukturen, die ein Großteil der heute erfahrbaren Wirklichkeit strukturieren und innerhalb derer gesellschaftliches Handeln stattfindet, interpretiert, in das eigene Handeln eingebunden und in ihrer Kontingenz, in ihrem Auch-Anders-Möglich-Sein, begriffen werden.
Von Heidi Schelhowe im Buch Technologie, Imagination und Lernen (2007) im Text Bildung mit dem Medium und durch das Medium auf Seite  173

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Primärerfahrung

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Website Webseite Datum
Argumente gegen das Digitale in der SchulePrimärerfahrungs-Argument02.02.2012

iconZitationsgraph

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icon77 Erwähnungen  Dies ist eine nach Erscheinungsjahr geordnete Liste aller im Biblionetz vorhandenen Werke, die das ausgewählte Thema behandeln.

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